#throwbackthursday

 

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Datum / Uhrzeit Meldung
24.12.1980

Weihnachten 1980 - für viele Buxtehuder unvergesslich

Das Weihnachtsfest vor genau 40 Jahren werden viele Bewohner in und um Buxtehude sicherlich nie vergessen. Wahrscheinlich gab es unter vielen Tannenbäumen nur ein großes Thema...

Es war der 24.12.1980, morgens gegen kurz vor fünf Uhr. Ein Fischlieferant fuhr mit seinem Lieferwagen durch die Lange Straße und bemerkte in Höhe der Diskothek Fever einen "Nebel" aus dem Eingangsbereich aufsteigen. Geistesgegenwärtig wählte er den Notruf und verständigte die Buxtehuder Polizei, die wiederum unverzüglich Feueralarm auslöste. "Neunmal" heulten in Buxtehude die Sirenen, so schrieb es das Buxtehuder Tageblatt später im großen Bericht über den größten Brand in der Buxtehuder Altstadt nach 1911.
Rasend schnell breiteten sich die Flammen in den alten Fachwerkgebäuden aus, einen richtigen Brandschutz gab es nicht.

Untypisch für die damalige Zeit wurde als erstes Fahrzeug die Drehleiter an die Einsatzstelle gefahren - die aus der Langen Straße zum Feuerwehrhaus eilenden Feuerwehrmänner hatten die um Hilfe rufenden Personen an den Fenstern der ersten brennenden Gebäude gesehen. In Windeseile wurde das Hubrettungsfahrzeug in Stellung gebracht. Insgesamt neun Personen und ein Hund waren aus den oberen Geschossen der Häuser gerettet worden. Ihnen war der Weg ins Freie bereits durch Rauch und Feuer versperrt gewesen.

Der frühere Buxtehuder Ortsbrandmeister Jürgen Hausmann erinnerte sich später im Tageblatt Interview: „Ich war als einer der ersten mit unserem Tanklöschfahrzeug vor Ort“, 1980 war Hausmann noch stellvertretender Zugführer vom Zug I, das Kommando hatte Stadtbrandmeister Karl-Heinz „Kuddel“ Jäschke. Gemeinsam mit zwei Kameraden wollte sich Hausmann unter Atemschutz ein Bild von der Situation verschaffen. Der Gang war dunkel – und voller Rauch. Es war „heiß wie in der Hölle“. Dann ging irgendwo eine Tür auf, das Feuer fand neue Nahrung. „Die ganze Decke war plötzlich ein einziger Flammenteppich, so ein ‚schönes‘ Feuer habe ich nie wieder gesehen“, sagte Hausmann, „wir löschten im Rückwärtsgang.“

Insgesamt fünf Gebäude gingen in Flammen auf. Neben den Kräften beider Züge der Ortsfeuerwehr Buxtehude, wurden auch die Wehren aus Daensen, Dammhausen, Hedendorf, Immenbeck, Neukloster und Ovelgönne / Ketzendorf alarmiert. Zur Unterstützung rückten auch der Zug I der Hansestadt Stade mit Drehleiter und weiteren Atemluftflaschen und die gesamte Horneburger Wehr an. Insgesamt rund 200 Feuerwehrmänner kämpften seinerzeit gegen die Flammen. Ein schier aussichtsloses Vorgehen angesichts der meterhohen Flammen, die aus den brennenden Häusern aufstiegen. Eine Pizzeria, eine Diskothek, eine Reinigung, ein Kino und ein Bekleidungsgeschäft wurden durch das Feuer zerstört. Aus Sicherheitsgründen musste ein Bagger anrückten, um die ausgebrannten Giebel von Pizzeria, Diskothek und Reinigung einzureißen. Lediglich das Gebäude mit dem Bekleidungsgeschäft von "Ursula Aust" war nicht akut einsturzgefährdet und konnte später wieder aufgebaut werden.

Glück im Unglück hatten die Einsatzkräfte mit dem gerade erst geschaffenen rückwärtigen Zufahrtsweg "Hasenmoor". Diese Straße war als Ladestraße gebaut worden. Wäre die Zufahrt zum damaligen Zeitpunkt nicht befahrbar gewesen, hätte sich das Feuer vermutlich über die vielfache Holzbebauung weitaus schneller auf umliegende Gebäude ausbreiten können. So aber war es möglich auch aus dem rückwärtigen Bereich einen Löschangriff aufzubauen.

Neben dem eigentlichen Brandort drohten die Flammen, Funken und Hitzestrahlung auch auf andere Gebäude überzuspringen. Der Dachstuhl der benachbarten Deutschen Bank, in dem heute die Telekom ihr Geschäft hat, brannte ebenfalls aus. Auch das Dach eines weiter entfernt liegenden Gebäudes in der Breiten Straße fing durch den Funkenflug Feuer. Es konnte schnell gelöscht werden.

Tausende Buxtehuder, beim letzten Weihnachtseinkauf, beobachteten die Löscharbeiten. Die Feuerwehrleute indes konnten sich über kleine Geschenke, Kekse und heiße Getränke freuen. „Während wir löschten, brachten uns die Buxtehuder Kekse und Getränke vorbei, dann erledigten sie letzte Weihnachtseinkäufe. Die Fahrzeuge waren voller guter Gaben“, sagte Hausmann in einem späteren Tageblatt Interview.

Doch nicht nur ans Löschen musste gedacht werden. Gerade wegen des immensen Einsatzes von Löschwasser - das Hydrantennetz reichte nicht aus, sodass auch Wasser aus dem Fleth gefördert werden musste - aus diversen Strahlrohren und einem Wasserwerfer, musste zum Beispiel bedacht werden, dass die Tresore der Deutschen Bank nicht vollliefen. Mehrere Tauchpumpen wurden dort eingesetzt.
Eine weitere mögliche Gefahr drohte in dem damaligen Waffengeschäft Rulffs in der Breiten Straße. Da nicht absehbar war, ob das Feuer auch auf die Häuser des Straßenzuges übergreifen würde, wurde vorsorglich die eingelagerte Munition in Sicherheit gebracht.

Erst gegen 14 Uhr konnte "Feuer aus!" gemeldet werden. Eine Brandwache wurde eingerichtet (Am ersten Weihnachtstag kam es noch einmal zu einem offenen Feuer im ausgebrannten Bekleidungsgeschäft. Es konnte schnell gelöscht werden.) Erst am späten Nachmittag des Heiligen Abends konnten die teils stark durchnässten und durchgefrorenen Feuerwehrmänner nach Hause fahren. Die damalige Schutzkleidung bestand größtenteils nur aus einer dünnen Baumwolljacke und -hose, sowie Lederstiefeln. Ein wirksamer Nässeschutz war nur mit Regenmänteln möglich, die damals aber längst nicht jeder besaß.

An das Feuer erinnert heute nichts mehr. Lediglich durch die neueren Gebäude zwischen "Aust" und der "Telekom" lässt sich der damalige Brandort erahnen. Nachdem die Baulücke wieder gefüllt war, zogen ein Bekleidungsgeschäft und die Schlemmergasse dort ein. Später wurde aus der kulinarischen Passage eine Rossmann Filiale und heute hat dort der Optiker Fielmann sein Geschäft.


Das Buxtehuder Tageblatt schrieb am 27.12.1980 im großen Bericht:

Feuersbrunst in der Altstadt: Fünf Häuser gingen in Flammen auf


Haarscharf ging die Altstadt Buxtehudes an einer Katastrophe vorbei: Der größte Brand seit 1911 vernichtete fünf — zum Teil historische — Gebäude in der Innenstadt vollständig: Die Pizzeria, das Prisma-Kino, die benachbarte Reinigung und ein Bekleidungsgeschäft brannten zu Schutt und Asche nieder. Weitere Gebäude wurden erheblich beschädigt. Die Feuerwehr konnte eine von Rauch und Flammen gefangene Familie unverletzt bergen. Die Menschen retteten nichts außer ihrem Leben. Über 200 Feuerwehrmänner kämpften stundenlang gegen die Feuersbrunst an. Die Schadenshöhe wird mit fünf Millionen Mark beziffert. Die Brandursache ist noch ungeklärt.

Als der große Saal des Prisma-Kinos in Flammen loderte, war der -Feuerschein über der Buxtehuder Altstadt weithin sichtbar. Die gesamte Innenstadt war in eine einzige graue, stinkende Qualmwolke gehüllt, die den Morgen des Heiligen Abends verdunkelte. Die Eternit-Platten der alten Holzhäuser platzen wie kleine Geschosse unter der prasselnden Hitze ab. Die Fensterscheiben der umliegenden Gebäude glühten noch Stunden später.

Der Fahrer-eines Fischwagens wundertesich gegen 4.49 Uhr über den „Nebel", der aus dem Eingang der Discothek kroch und alarmierte die Buxtehuder Polizei, die sofort Feuer-Alarm auslöste. Neunmal heulten die Sirenen in Buxtehude auf und rissen die freiwilligen Feuerwehrmänner aus Buxtehude und Altkloster, aus den Ortschaften Neukloster, Hedendorf, Dammhausen, Immenbeck, Ovelgönne und Daensen aus dem Schlaf. Zur Hilfe gerufen wurde weiter der erste Zug der Stader Feuerwehr, die weitere Fahrzeuge, eine zusätzliche lange Drehleiter und Flaschen für die Preßluft-Atmer lieferte. Auch die gesamte Horneburger Wehr wurde zur Verstärkung gerufen.

Über 200 freiwillige Feuerwehrmänner kämpften verbissen gegen die sich ausbreitende Feuersbrunst. Es schien fast unmöglich, in die qualmenden Gebäude einzudringen. Die Feuerwehren löschten nicht nur die brennenden Gebäude, sie kühlten mit dem Wasser auch die umliegenden Dachstühle. Die alten Holzgiebel in der Buxtehuder Altstadt drohten bei dem Funkenflug sofort Feuer zu fangen.

Trotz aller Anstrengungen fraßen sich die Flammen auch in das benachbarte Gebäude der Deutschen Bank. Der Dachstuhl brannte aus. Auch das Dach eines weiter entfernt liegenden Gebäudes in der Breiten Straße fing durch den Funkenflug Feuer, konnte aber sofort gelöscht werden.

Nach drei Stunden hatten die Männer das Feuer unter Kontrolle: Doch die Pizzeria, die Discothek mit dem dahinter liegenden Kino, die Reinigung — in der die gelagerten Chemikalien noch bedrohlich explodierten — und das Ladengebäude „Ursula Aust" waren ein Raub der Flammen geworden. Gemeinsam mit dem Bau-Ordnungsamt entschieden Stadtbrandmeister Karl-Heinz Jäschke, die vier Häuser — ohne das Ladengeschäft — sofort einzureißen.

Die Giebel-Skelette der Disco, der Reinigung und der Pizzeria neigten sich gefährlich und drohten — noch glimmend und qualmend — in die Lange Straße zu stürzen. Außerdem hoffte die Feuerwehr, nach dem Einreißen der Häuser besser an die tiefer liegenden Brandherde herankommen zu können.

Innerhalb einer halben Stunde quälte sich der Abbruch-Bagger durch die gesperrte Innenstadt Buxtehudes, durch einen Strom von Hunderten von Schaulustigen, die — statt letzte Weihnachtsgeschenke zu kaufen — sich die Brandkatastrophe ansahen, und rollte vor die schwelenden Giebel.

Krachend riß die Maschine Mauer für Mauer, brennende Balken, Stahlgerüste und Träger ein: Kurze Zeit später hatte der Bagger, der von einem Feuerwehrmann gelenkt wurde, die glimmenden Giebel in die Gebäude hineingestoßen. Das immer wie- der aufflammende Feuer wurde sofort mit Strömen von Wasser bekämpft. Bis zum Mittag war auch der Kino-Saal eingerissen — und gegen 14 Uhr meldete Stadtbrandmeister Jäschke: „Das Feuer ist endgültig unter Kontrolle."

Das Übergreifen der Feuersbrunst auf benachbarte Gebäude konnte nur verhindert werden, so Jäschke, weil die Feuerwehr mit ihren Löschfahrzeugen über den Lühning-Parkplatz durch eine gerade freigebrochene Stichstraße an den lodernden Kino-Saal herankommen konnte. Wären die alten Holzschuppen nicht schon im Sommer abgebrochen worden, um eine rückwärtige Ladestraße für die Geschäfte der Breiten Straße zu bauen, hätte sich das Feuer immer tiefer in die alten Holzhäuser des historischen Altstadt-Kerns gefressen. Eine noch schlimmere Brandkatastrophe wäre wohl nicht zu verhindern gewesen.

Das Löschwasser aus den Hydranten reichte bei weitem nicht aus: Die Feuerwehren pumpten das rettende Naß direkt aus dem Fleth ab. In den späten Vormittagsstunden setzte die Feuerwehr noch Schaum ein, um die schwelenden Brandherde zu ersticken.

Eine Brandwache beobachtete den rauchenden Trümmerhaufen noch während der Weihnachtstage; Am ersten Weihnachtstag löste die Feuerwehr erneut Alarm aus: In dem stehengebliebenen Geschäftshaus war erneut offenes Feuer ausgebrochen, das aber schnell gelöscht werden konnte.

Am Montag werden Brandexperten des Landeskriminalamtes in Hannover die Brandstelle unter die Lupe nehmen, um nach der Ursache des Feuers zu forschen.
Dann soll auch das Trümmerfeld abgetragen werden.

Stadt und Feuerwehr hatten noch in der Brandnacht einen Katastrophen-Stab gebildet, um die Löscharbeiten zu koordinieren. Die erschöpften Feuerwehrmänner, die pausenlos im Einsatz waren, konnten sich bei heißem Kaffee und kleinen Imbissen im Bürgerhaus stärken. Die Stadt hatte dort eine Notverpflegung organisiert. Aber auch Nachbarn und Freunde der Feuerwehrmänner brachten den freiwilligen Helfern wärmenden Kaffee.

Das TAGEBLATT erschien noch am Vormittag des Heiligen Abends mit einem Extra-Blatt, das über die nächtliche Brandkatastrophe informierte. Den Austrägern wurde die Sonderseite aus den Händen gerissen. Der weihnachtliche Spaziergang endete für Tausende von Buxtehudern in der Innenstadt: Vor dem rauchenden Trümmerfeld.

Das TAGEBLATT wird in den folgenden Ausgaben weiter über die Brand-Katastrophe, die einen erheblichen Teil der Innenstadt zerstörte, berichten.

731 008 162208 M Jank 4 731 008 162209 M Jank 5 731 008 162211 M Jank 2 731 008 162212 M Jank 3 bt1
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SW-Bilder: Buxtehuder Tageblatt Archiv M. Jank

Erstellt von gpe
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